Friday, November 14, 2008

Vandana weds Subbu


Am 31. Oktober sollte ich eigentlich "meine erste indische Hochzeit" erleben. Wie immer kam im Endeffekt alles anders, als es geplant war. Daran muss sich frau leider in Indien gewöhnen. Nicht dass ich nicht da gewesen wäre. Die Bilder belegen, dass ich den Ort des Geschehens selbst schon erkunden durfte, den eigentlichen Akt habe ich jedoch verpasst. Überraschenderweise hatte es das Brautpaar extrem eilig, unter die Haube zu kommen bzw. den Deal zu besiegeln.

Normalerweise finden in Indien Hindu-Trauungen zu den unmöglichsten Zeit statt, z.B. 3 Uhr nachts oder 5 Uhr morgens. Der Priester bestimmt, zu welchem Zeitpunkt die Zeremonie stattfinden muss, damit die Ehe unter einem guten Stern steht. Das Problem bei der Geschichte "Vandana weds Subbu" ist, dass sich Subbu nicht zum ersten Mal getraut hat, sondern es vielmehr der zweite Versuch ist... Unter "orthodoxen" - oder sagen wir traditionsbewussten - InderInnen wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, sowohl sich scheiden zu lassen als auch sich erneut zu vermählen. In Indien werden noch Bündnisse fürs Leben geschlossen, ob man's glauben mag oder nicht; obwohl natürlich die Frage, wie viele dieser Ehen tatsächlich glücklich sind, auf einem ganz anderen Blatt steht. Meine Mitbewohnerin Anna, die für ihre Doktorarbeit in der Geographie in einer "unauthorized colony" Recherche betreibt, berichtete mir von jungen Hindu-Frauen um die 20, die von ihren Männern sitzen gelassen wurden und nun ein einsames Dasein fristen, weil sie nicht die Möglichkeit haben, erneut zu heiraten, d.h. in Indien keine von der Gesellschaft legitimierte Beziehung eingehen zu dürfen. In derselben Situation befinden sich Hindu-Witwen (wenn sie das Glück haben, nicht mit ihrem Mann verbrannt zu werden...).

Der gehobene Mittelstand - um nicht zu sagen das Bildungsbürgertum - der Großstädte nimmt es dahingehend zunehmend nicht mehr so genau mit der Tradition. Subbus Beispiel belegt, Scheidung und Wiedervermählung sind durchaus möglich, jedoch nicht ganz frei von Risiko. Nachdem der Priester entschieden hatte, dass jeder Zeitpunkt ein glücklicher sein würde, haben Vandana und Subbu die Trauungszeremonie bereits gegen 21Uhr hinter sich gebracht; und da bei meinem Erscheinen eine Viertelstunde später schon alles vorbei war, haben sie offensichtlich auch die kurze Variante gewählt. Die Länge der Zeremonie wird übrigens durch das Gehalt des Priesters bestimmt, d.h. um so mehr man bereit ist, ihm zu zahlen, um so mehr Zeit bringt auch der Priester mit. Er will ja schließlich auch glücklich werden. Jedenfalls sollte durch eine frühe Zeremonie und damit ein schnelles Ende der Feierlichkeiten (gegen Mitternacht) verhindert werden, dass es im Rausche des Alkohols doch noch zu Peinlichkeiten kommen würde, sprich dass Tante, Opa, Cousin oder Nachbarin auf die Idee kommen, den Bräutigam für seine "Freveltaten" anzuzählen.

Dem Brautpaar war es wohl aber auch dahingehend ganz recht, frühzeitig zum "Honeymoon" ins Sheraton zu kommen, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine Woche mit Zeremonien verbracht hatten, dazu gehört u.a. das Bemalen der Braut mit Henna, und die Trauung auch noch längst nicht das Ende der Prozedur darstellte. Am Samstag abend, dem Abend nach der Trauung, gab es dann eine Party nur für die Freunde, Sonntag folgte ein Lunch mit der Familie, Montag gab es noch ein letztes Ereignis im Familienkreis, und am Dienstag durfte das Brautpaar endlich in die Flitterwochen verschwinden.

Zu indischen Hochzeiten ist im Übrigen fast jeder eingeladen, nicht nur Freunde oder Familienangehörige (die allein schon eine Unmenge von Menschen ausmachen können, wenn man bedenkt, dass in Indien selbst entfernte Cousinen und Cousins den Status von Schwestern und Brüdern haben), sondern auch Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde von Anverwandten (wie in meinem Falle) etc. The more the merrier. Niemand soll und darf ausgeschlossen werden, denn Hochzeiten sind wichtige soziale Ereignisse. Mehrere hundert Gäste sind nicht selten und auch gar nicht viel. Erst jenseits der 1000er-Marke kann von Großereignissen gesprochen werden.

Im Folgenden also ein paar visuelle Eindrücke der Feierlichkeiten:

Das Eingangstor zum "Liebesgarten"


Die Lichterdekoration war ganz gelungen. Man hatte in die Bäume Spiegelketten und Kerzen in roten Gläsern gehängt. Das erzeugte einen ganz schönen Lichteffekt.


Zur Erklärung sollte man wissen: Subbu und Vandana sind weder extreme Flugzeugliebhaber noch Angehörige des Militärs, sondern die Trauung fand auf dem Gelände der Air Force statt, was aber wiederum bedeutet, irgend jemand aus der Familie ist in der Air Force oder hat gute Beziehungen zu dieser. Das Flugzeug war als Hintergrunddekoration tatsächlich DAS Hightlight...



Das Brautpaar stand vor diesem Aufsteller. Als Gast musste man dorthin spazieren, das Geschenk überreichen, beiden die Hände schütteln, Glückwünsche verbal übermitteln und dann wurde ein gemeinsames Foto geschossen. Es hatte etwas von "meeting the king and queen", vor allem angesichts Subbus herrschaftlichem Kopfschmuck...

So saß man dann beisammen. Im Hintergrund befand sich das Buffet...

... und an der Seite die Bar.

Hier ein Beispiel dafür, dass sich doch der ein oder andere die Mühe gemacht hat, besonders gut auszusehen. Die meisten waren doch tatsächlich in alltäglichen Saris oder Churida/Patiala/Pyjama-Kurta-Kombinationen gekommen. Sehr enttäuschend, obwohl gleichzeitig sehr indisch. Doch ein wenig eleganter hätte das ganze doch ausfallen können...

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