Wednesday, November 11, 2009

Ganz alltägliche Korruption

Letzte Woche saß ich mit Freunden mal wieder bei einem abendlichen "Chai", als ein Polizist das Café betrat. Das ist an sich nichts Besonderes, denn die Polizei ist allen Ortes präsent und trinkt auch ab und zu mal einen Kaffee. Der Polizei kam und ging jedoch ohne Kaffee in der Hand. Er stand mit seinem Kollegen eine Weile vor dem Markt und wurde merklich ungeduldig. Er spazierte wieder in das Café, als ich gerade bezahlen wollte. So bekam ich eine eifrige Diskussion zwischen dem Polizisten und dem Angestellten hinter dem Tresen mit. Letzterer war bemüht höflich und freundlich zu bleiben, während der Polizist selbst immer grimmiger dreinschaute. Da alles auf Hindi ausdiskutiert wurde, verstand ich natürlich nur Bahnhof. Als der Polizist endlich weg war, wollte ich aber wissen, was los war. Es stellte sich heraus, dass der Polizist gekommen war, um sich einen kostenlosen Kaffee abzuholen, den man ihn aber zu seiner Überraschung verweigerte. Nicht den Kaffee per se, sondern vor allem das "Umsonst". Das fand der Beschützer von Staatswegen nun reichlich unverständlich, schließlich würden er und sein Kollege den Leuten hier doch helfen und seien bei Problemen zur Stelle. Als Danke könne man ihm nun doch wohl einen Kaffee spendieren. In allen anderen Läden rund um den Markt würde man seine Großherzigkeit jedenfalls gebührend belohnen. Bei Barista stieß er aber an diesem Abend auf (berechtigterweise) taube Ohren. Der Angestellte bemerkte (mir gegenüber) richtig, dass es schließlich seine Aufgabe als Polizist sei zu helfen. Polizisten zeichen sich hier in der Regel weder durch Humanismus noch besonders große Menschenliebe aus, sondern eher dadurch, dass sie versuchen ihr mickriges Gehalt aufzustocken. Das muss nicht auch noch mit einem kostenlos Kaffee belohnt werden.